top of page

PINK LAKE FESTIVAL 2024

29. AUGUST BIS 01. SEPTEMBER AM WÖRTHERSEE

pinklake-white (1).png

NEWS & STORIES

QUEERER RÜCKZUGSRAUM VON POLIZEI GERÄUMT

Erneut wurde nun am ursprünglichen CSD Wochenende die Schaafenstraße von der Polizei geräumt. Teile der LGBTQ+ Community fühlt sich erinnert an die Stonewall Riots in New York vor 51 Jahren.

Die Schaafenstraße vor zwei Wochen, kurz vor der Räumung durch die Polizei
Die Schaafenstraße vor zwei Wochen, kurz vor der Räumung durch die Polizei

In den letzten Wochen haben sich an vielen Orten in Deutschland die Bilder wiederholt und öffentliche Plätze wurden teils unter großen Protest von der Polizei geräumt. Die Bilder aus Stuttgart haben sicherlich die Ordnungsbehörden aber auch die Politiker alarmiert, dass die Corono-Krise und die damit verbundenen Hygienevorschriften nicht überall mehr eingehalten werden. In unzähligen Talkshows haben Politiker in eine hohen Alter und Strategen der Polizei darüber diskutiert, wie diese Situation in Stuttgart entstehen konnte. Gerade jedoch für junge Menschen, die teils auch in prekären Wohnverhältnissen leben, ist die andauernde Beschränkung im Freien unerträglich. Das rechtfertigt sicherlich nicht die Gewalt gegenüber einzelnen Polizisten, jedoch ist dieses ein Zeichen für ein Versagen der Politik.


Mit Abstand gefeiert auf der Schaafenstraße - trotzdem wurde durch die Polizei geräumt.
Mit Abstand gefeiert - trotzdem durch die Polizei geräumt.

„Wir haben jetzt im Moment in Deutschland noch nicht eine so hohe Infektionsdichte, dass man überall hinter jeder Ecke den nächsten Infizierten vermuten muss“ so Virologe Christian Drosten


Die Angst vor einer möglichen zweiten Welle und hohen Infektionszahlen ist aktuell höher denn je, doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sind sich Virologen auch nicht einig darüber, in welchen Situationen es zu einem Superspreader-Event kommen kann. Umso unverständlicher sind die teils strikten Umsetzungen der Maßnahmen zur Eingrenzung der Epidemie zu verstehen und neben Menschen aus der Community leiden auch die Gastronomen vor Ort. Sicherlich sind große Menschenansammlungen - vor allem in geschlossenen Räumen - gefährlich für die Gesundheit aller, dennoch sollten in vielen Situationen nicht nur die Gesundheitlichen Aspekte berücksichtigt werden, sondern eben auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Ein Mittelmaß bzw. eine gerechte Situationseinschätzung ist bei den derzeitigen politischen "Bazooka" Maßnahmen durch die regierenden Parteien kaum ersichtlich.


"POLIZEIEINSATZ ERINNERT AN STONEWALL RIOTS"


Bekanntermaßen gehören queere Rückzugsräume zu den friedlichsten Orten gesellschaftlichen Lebens und zu beliebten Einsatzgebieten für Ordnungsdienste und Polizei in der Vergangenheit.


Dennoch haben auch wir aus der Redaktion vor zwei Wochen den bedrückenden Einsatz der Polizei auf der Schaafenstraße miterlebt. Nach dem Eintreffen von vier bis fünf Mannschaftswagen auf der Schaafenstraße, auf der sich ca. 200 LGBTQ+ Mitglieder (deutlich weniger, als in den allgemeinen Medien veröffentlichten 450 Personen) aufgehalten haben, wurden von den anwesenden Polizisten erstmal der Schlagstock eingesteckt und während der ganzen Zeit der Räumung festgehalten bzw. die Hand war jeweils fest am Pfefferspray. Uns ist bewusst, dass der Eigenschutz der Polizisten Vorrang hat, jedoch auf Grund des geschichtlichen Hintergrundes war es für uns eine äußerst bedrückende und angsterfüllte Situation. In all den Jahren unsere Zugehörigkeit innerhalb der LGBTQ+ Community haben wir eben diese noch nicht erlebt. (Anmerkung der Redaktion: diese Schilderung ist vor Ort entstanden und eine persönliche Meinung)


QUEERER RÜCKZUGSRAUM GEFÄHRDET


Nun hat sich gestern nach Berichten aus der Community eben dieser Vorfall wiederholt. Eigentlich hätte am Freitag das Straßenfest sowie die Feierlichkeiten zum 51 Jahrestag der Stonewall Riots beginnen sollen. Voller Verantwortung der Gesundheit der Besucher gegenüber wurden eben diese, sowie die Demonstration am Sonntag, vom KLuST e.V. abgesagt und zumindest die Demonstration auf den Oktober verschoben. Dennoch ist es für jeden innerhalb der LGBTQ+ Community wichtig, auch weiterhin in queeren Schutzräumen die angespannte Cornoa-Situation gemeinsam zu überstehen. Die Community ist eben nicht zu vergleichen mit anderen gesellschaftlichen Gruppen, da eben diese besonders der Gewalt und Ausgrenzung von homophoben Teilen der Gesellschaft oder sogar den Eltern ausgesetzt sind. Meistens reichen schon wenige Meter neben eines queeren Rückzugsraums aus, um in eine Situation zu geraten die von Haß und Gewalt gekennzeichnet ist. Umso wichtiger ist es daher sich auch die Polizei und Politik zu verlassen, um eben diese Räume zu schützen und nicht zu zerstören.


Die LGBTQ+ Community außerhalb von queeren Rückzugsräumen ist Haß und Ausgrenzung ausgesetzt
Die LGBTQ+ Communtiy braucht trotz Corona Rückzugsräume

"Köln gilt als weltoffen, tolerant und vielfältig. „Jede Jeck es anders“ – Leben und leben lassen ist ein Motto, das die kölsche Mentalität spiegelt. Von dieser Grundhaltung proftieren nicht nur die Menschen, die hier in Köln leben, sondern auch die Stadt selbst, unter anderem als Wirtschaftsstandort." so Henriette Reker in einem von der Stadt Köln verfassten Marketing Asset über LSBTIQ als Wirtschaftsfaktor


Noch vor wenigen Monaten hat die Stadt Köln mit einer breit angelegten Marketingkampagne die Rheinmetropole als Weltoffen angepriesen um besonders die LGBTQ+ Community einzuladen und diesen wirtschaftlichen Faktor für die Stadt zu nutzen. Nicht zuletzt deswegen sind an diesem ursprünglichen CSD Wochenende trotz aller Einschränkungen Menschen aus allen Teilen des Landes - in denen es nicht so möglich ist queere Rückzugsräume aufzusuchen - nach Köln gereist. Um gemeinsam Orte aufzusuchen - wo sie befreit von Ausgrenzung und Gewalt - in wenige Stunden ihren Alltag und auch die sozialen Zerwürfnisse durch die Corona-Pandemie vergessen können. Genau dort hat nun auch die Politik versagt. Wenn uns Berichte erreichen, dass selbst bei der Räumung hohe Mitarbeiter für Rückfragen für den WDR vor Ort waren, klingt es für uns sehr nach einer geplanten Situation. Anstatt gemeinsam mit Vertretern der Community oder den ortsansässigen Gastronomen nach Lösungen zu suchen, die ggf. erstmal eine Situation entspannen und auch gesundheitsgefährdende Situationen lösen, wurden für passende Filmaufnahmen die Zwangsmaßnahmen der Ordnungsbehörden professionell umgesetzt. In dieser Zeit klingen die Worte von Politikern eher wie leere Versprechungen.

 

Du willst mehr darüber erfahren was in der Community los ist? Dann geht´s hier zur neuen Ausgabe vom GLEICHLAUT Magazin!


bottom of page